Hochsensible und Gefühle

Was hochsensible Menschen wissen sollten!

Bist du hochsensibel und leidest unter deinen Gefühlen? Kann dir eine kleine Bemerkung für Stunden oder Tage die Laune vermiesen und fällt es dir schwer, dich von Stimmungen anderer abzugrenzen? In diesem Beitrag erfährst du, warum die Gefühlswahrnehmung der Hochsensiblen eigentlich eine Stärke ist und was du tun kannst, damit die Gefühle dich nicht so überrollen.

Hochsensible und ihre starke Gefühlswelt – Teil 3 von 4 

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Nach den Forschungen von Elaine Aron, der Entwicklerin des Modells der Hochsensibilität, gibt es vier grundlegende Merkmale. Diese bilden die Basis einer Hochsensibilität.

Dieser Beitrag befasst sich mit dem dritten Aspekt, der starken Gefühlswelt. Hier liegen Segen und Fluch oft nah beieinander.

Die vier grundlegenden Merkmale der Hochsensibilität

1. Die tiefe Verarbeitung von Informationen

2. Eine leichtere Überreizbarkeit des Nervensystems

3. Eine starke Gefühlswelt

4. Stark empfänglich auch für leichte Reize

Hochsensible verarbeiten Informationen auf einer tiefen, vernetzteren Ebene als durchschnittlich sensible Menschen. Sie sind hormonell “stets für den geistigen Einsatz bereit”.

Hochsensibilität und Gefühle?

Bei Hochsensiblen werden auch Gefühle schneller aktiviert als bei durchschnittlich sensiblen Menschen. Sie sind tendenziell schneller neugierig, wütend, ängstlich oder fröhlich. Ihr Gesicht ist wie ein offenes Buch, was leider nicht immer ein Vorteil ist. Generell ist die Gefühlswelt eine absolute Stärke der Hochsensibilität. Wie ich darauf komme? Schauen wir uns das genauer an.

Hochsensible und Gefühle – Facettenreichtum und Flexibilität

Hochsensible erleben die Welt ihrer Gefühle in allen Facetten. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt und das gilt in beide Richtungen und innerhalb von Sekunden. Das gesamte Gefühlsspektrum steht ihnen offen. 

Hochsensible Menschen haben ein starkes Gefühlsbewusstsein

Es fällt ihnen leicht, ihre Gefühle zu benennen.
Allerdings kann das etwas dauern, wenn sie gerade einen Gefühlscocktail haben.
Dann wird erstmal genau gespürt und reflektiert, was da so los ist und das dauert eben. In meinen Seminaren zeigt sich das daran, dass HSP in einer Gesprächsrunde meist lieber zu den letzten gehören, die etwas sagen. In Veranstaltungen, wo nur Hochsensible sitzen, dauert es dann einiges länger als in gemischten Seminaren, bis die erste Person sich zu Wort meldet.

Hochsensible sind auch sehr gefühlsbetont in ihren Reaktionen. Negatives Feedback kann sie stark hemmen, positives äußerst erfreuen und motivieren. In ihrem Streben nach Perfektionismus neigen einige auch zu Überreaktionen. Ein Bericht wird neu geschrieben, obwohl es nur einige Passagen zu ändern gab.

Hochsensible teilen eher positive Gefühle

Sie selbst geben gerne positives Feedback und halten sich mit negativem zurück. Wenn, ist das Feedback konstruktiv und es wird darauf geachtet, die Person nicht bloßzustellen.

Ich kenne einige HSP, die sich bei Facebook abgemeldet haben, weil ihnen die Art und Weise, wie auf Kommentare zum Teil reagiert wird, zuwider ist. Das muss sie gar nicht persönlich betreffen, es langt, wenn andere angegangen werden.

Eine besondere Stärke von Hochsensiblen Personen – die Empathie

Eine der besonderen Fähigkeiten, die Hochsensible ausmachen, ist das hohe Maß der Empathie. Mitgefühl ist eine der größten Stärken der Hochsensibilität. Sie haben immer auch im Blick, wie es anderen geht. Deswegen gelten sie in Gruppen als moralische Wächter.

Sie sind besonders gut darin, Mimik und Gestik wahrzunehmen und es fällt ihnen leicht, zwischen den Zeilen zu lesen und zu hören. Das hohe Maß an Empathie verbunden mit einer starken Sozialkompetenz führt dazu, dass ihnen Menschen gerne ihre Sorgen anvertrauen. Vielredner können zu einer Herausforderung werden, da HSP in der Regel nur sehr ungern andere unterbrechen. Das Gegenüber hatte dann ein „gutes Gespräch“, der Hochsensible ist danach völlig erschöpft.

Außerdem kann es auch noch schwer werden, wenn aus dem Mitgefühl Mitleid entsteht. Das passiert in der Regel, wenn es den hochsensiblen Menschen schwerfällt, sich abzugrenzen und /oder ihre eigenen Emotionen aktiviert werden. Eigene Erfahrungen und Ängste mischen sich dann in das Gespräch mit ein.

Das geht natürlich auch im positiven Sinne, was sich zum Beispiel in einer hohen Begeisterungsfähigkeit zeigt. Hochsensible freuen sich gerne mit und lassen sich energetisch mitreißen. Für HSP sind Gefühle anderer ansteckend. Deswegen ist die Fähigkeit der Abgrenzung ein wichtiger Faktor, um den Energiehaushalt zu schonen.

Sorge um das Große Ganze – der Weltschmerz

Was viele Hochsensible auch kennen, ist das Gefühl von Weltschmerz. Ich selbst schaue keine Nachrichten und lese keine Tageszeitungen. Sonst plagt mich dann die Sorge, wo das alles noch hinführt oder der Gedanke, was es für furchtbare Dinge auf der Welt gibt und unter welchen Bedingungen Menschen leben müssen, sehr zusetzt. So geht es einigen Hochsensiblen.

Hochsensible sind Gefühlsmenschen

Auch wenn Hochsensible Wissen schätzen, sind sie keine Kopfmenschen. Sie erschließen sich Situationen nicht, indem sie sie analysieren, sie legen Wert darauf, Situationen zu erspüren. Dabei ist ihnen Authentizität sehr wichtig. Auch ein Faktor, warum sie Smalltalk eher ablehnen. Ihnen fällt es schwer, förmlich „wie geht’s“ zu fragen, weil es für sie zu oberflächlich ist. Außerdem spüren sie, wenn hinter Floskeln wie „gut“ oder „muss ja“ noch einiges mehr mitschwingt. Spricht die hochsensible Person ihre Wahrnehmung dann nicht offen an, hat sie länger was davon. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich nach der Begegnung mit dem Gedanken beschäftigt, was in der Person wirklich vorgeht, ist sehr hoch.

Hochsensible haben ein gutes Körpergefühl

Die Körperwahrnehmung von hochsensiblen Menschen ist ausgezeichnet. Sie können leicht Empfindungen wahrnehmen und beschreiben.

Das zeigt sich auch in einem Frühwarnsystem. Es hilft ihnen, Krankheiten schon wahrzunehmen, bevor der Arzt die Diagnose stellen kann.

HSP und das Gefühl der Verbundenheit

Hochsensible fühlen sich sehr schnell verbunden, wenn die Gefühlsebene stimmt. Sie schätzen tiefgründige Freundschaften, in denen man sich authentisch zeigen kann. Durch dieses Verbundenheitsgefühl sind sie sehr verlässlich und loyal.

Hochsensible Menschen sind schnell verliebt

HSP Menschen neigen eher zur Adrenalinproduktion als durchschnittlich sensible Menschen. Diese, gekoppelt mit dem Gefühl der Verbundenheit, sorgt dafür, dass Hochsensible sich schneller verlieben.

Die hochsensible Wahrnehmung auf anderen Ebenen – der sechste Sinn

Viele HSP berichten auch von diesem Phänomen. Sie fühlen, wenn jemand gestorben oder jemandem etwas passiert ist. Sie spüren, wie es den Menschen geht, die ihnen nahe stehen – auch auf Entfernung. Hier ist die Herausforderung, zu unterscheiden, was Eigen- und Fremdgefühle sind. Häufig berichten sie davon, dass sie seit langem mal wieder an jemanden gedacht haben und innerhalb weniger Tage ruft diese Person dann an.

Wenn Fühlen zur Belastung wird

Durch die Hochsensibilität ist das Nervensystem schneller aktiviert. Um diese Fülle an Gefühlen managen zu können, brauchen hochsensible Menschen eine gute Fähigkeit der Selbstregulation. So können sie ein gewisses Maß an innerer Erregung auch als angenehm empfinden und sich schnell wieder beruhigen.

Ist das Nervensystem aber überlastet oder gestört, sind diese Fähigkeiten zum Teil eingeschränkt. Das verstärkte Fühlen kann dann zu einer großen Belastung werden.

Was kannst du tun, wenn du zu viel fühlst?

Um die Vorzüge der Hochsensibilität voll genießen zu können, ist es wichtig, dass du auf deinen Stresspegel achtest.

  • Vermeide Dinge, die dein Nervensystem unnötig aktivieren.
  • Lege Pausen ein, damit dein Nervensystem sich beruhigen kann.
  • Was bringt dich runter? Ein Bad, Sport, ein Spaziergang, tanzen, das Telefonat mit einer Freundin? Schreibe dir deine persönliche Entspannungsliste, die du immer parat hast. Am besten speichere diese auf dein Handy. Wir neigen dazu, unsere Ressourcen, die wir haben, bei Stress zu vergessen und deshalb ist eine Liste, die du parat hast, eine wichtige Brücke, die uns an unsere Ressourcen erinnert.
  • Wie denkst du über dich, wenn deine Gefühle mit dir durchgehen? Gerade Hochsensible neigen dazu, eigene Unzulänglichkeiten für sich sehr negativ zu bewerten. Sie würden nie so mit ihrer besten Freundin reden, wie sie sich selbst beschimpfen. Ich lade dich ein, zu beobachten, wie du mit dir selbst und über dich sprichst. Es geht uns in solchen Situationen ja eh schon schlecht.

    Wenn du dafür sorgen möchtest, dass du emotional so richtig abrutschst, dann beschimpfe dich selbst. Benutze Wörter wie „immer“ und „schon wieder“.  Vergleiche dich mit anderen und gehe davon aus, dass nur du die einzige Person auf der Welt bist, der es so geht und die sich so verhält. Das funktioniert garantiert!

    Anders herum aber auch. Wenn du dich liebevoll behandelst, voll Verständnis, Wohlwollen und mit einem achtsamen, humorvollen Augenzwinkern für die Situation, ist die Welt gleich eine andere.

Stressregulation ist der Schlüssel

Die Fähigkeit der Stressregulation ist die Grundlage für einen genussvollen Umgang mit der Hochsensibilität. Mehr Informationen bekommst du in meinen Beiträgen oder in meinen Seminaren und Ausbildungen. Dort erhältst du eine Vielzahl an Techniken, für unterschiedliche Lebenslagen, die dir bei der Stressregulation helfen. Außerdem erfährst du dort, wie du deine Stresstoleranz generell erweitern kannst. Das ist kein Hexenwerk, ganz viel ist einfach nur Technik und das Wissen, wie und wodurch unser Stresssystem aktiviert wird.

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