Wissenschaft und Forschung zur Hochsensibilität

In diesem Beitrag bekommst du 5 spannende Punkte zum Thema Wissenschaft und Forschung zur Hochsensibilität.

  • Was ist die Hochsensibilität aus Sicht der Wissenschaft?
  • Die vier grundlegenden Merkmale der Hochsensibilität?
  • Warum wird die Hochsensibilität von manchen als starke Last empfunden?
  • Ist die Hochsensibilität wissenschaftlich belegt?
  • Ist das Modell der Hochsensibilität sinnvoll?

Was ist die Hochsensibilität aus Sicht der Wissenschaft?

HS ist ein psychologisches Modell, das Ende der 90er von Elaine Aron entwickelt wurde.

Diese Modelle dienen dazu, Verhaltensweisen und Eigenschaften zu bündeln, um sie dadurch versteh- und handhabbarer zu machen.

Aron beschreibt in ihrer Arbeit 4 grundlegende Merkmale, die nach ihren Forschungen die Basis, der von Ihr beschriebenen Hochsensibilität ausmachen.

In der Pathologie werden zur Diagnose von Krankheitsbildern ebenfalls das Vorkommen bestimmter Verhaltensweisen und Symptome als Grundlage genommen, um festzustellen, ob eine eventuelle psychische Krankheit vorliegt.

Aron betont in Ihrer Arbeit, dass es sich bei dem von ihr beschrieben Phänomen der Hochsensibilität nicht um eine Krankheit, sondern eine Charakterausprägung handelt, da die Hochsensibilität an sich eine große Bereicherung sein kann und einen wichtigen evolutionären Sinn hat.

Die vier grundlegenden Merkmale der Hochsensibilität

Laut Aron gibt es vier Hauptmerkmale, welche die Basis einer Hochsensibilität bilden.

1. Die tiefe Verarbeitung von Informationen

HSP, das Steht für Hochsensible Personen, verarbeiten Informationen sehr vernetzt und gleichzeitig auf vielen verschiedenen Ebenen. Bei ihren Überlegungen beziehen sie unter anderen Erfahrungen der Vergangenheit und die Auswirkungen auf die Zukunft mit ein. Sie können besonders gut auch nicht offensichtliche Zusammenhänge erkennen und dadurch neue kreative Lösungsmöglichkeiten entwickeln.

2. Eine leichtere Überreizbarkeit des Nervensystems

Hochsensible reagieren schneller auf Reize als durchschnittlich sensible Menschen. Zusätzlich nehmen sie mehr Reize gleichzeitig wahr, weil die Gehirnregion für Reizunterdrückung bei HSP weniger aktiv ist. Hierbei besteht die Gefahr der Überlastung. Zum Glück sind Hochsensible als Gegenzug dazu mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, um sich selbst zu beruhigen. Leider sind diese Fähigkeiten in der Regel durch ungünstige Erfahrungen in der Kindheit, bei Menschen, die sehr unter ihrer Hochsensibilität leiden, häufig nicht so aktiv. Wie diese Systeme hilfreich aktiviert werden können, ist Inhalt meiner Seminare.

3. Eine starke Gefühlswelt

HSP erleben ihre Gefühlswelt in allen Facetten. Von „Himmel hoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ und das gilt in beide Richtungen und innerhalb von Sekunden. Das gesamte Gefühlsspektrum steht ihnen offen. Dieses zeigt sich auch in einem besonders ausgeprägten Mitgefühl.

4. Stark empfänglich auch für leichte Reize

Hochsensible Menschen brauchen nur zarte Impulse, um einen Reiz wahrzunehmen. Da bei ihnen bestimmte Synapsen einen geringeren Impuls benötigen, um aktiviert zu werden. Diese Wahrnehmungsfähigkeit betrifft alle Sinneskanäle und geht bei vielen Hochsensiblen bis in die feinstoffliche Wahrnehmung.

Das waren die vier Grundmerkmale die für Aron die Hochsensibilität ausmachen. In ihrem Buch ergänzt Aron ihr Modell noch mit vielen weiteren Merkmalen der Hochsensibilität.

Bei einer oberflächlichen Betrachtung sind diese vier Punkte sehr vergleichbar mit den Folgen einer Schädigung des Stresssystems, weshalb Kritiker die Hochsensibilität zum Beispiel als Folge eines Entwicklungstraumas sehen.

Bei genauerer Betrachtung gibt es hier allerdings große Unterschiede. Hochsensible haben besondere Fähigkeiten, die sie eher resilient machen, als Ausgleich für die gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit.

Warum wird die Hochsensibilität von manchen als starke Last empfunden?

Wird die Hochsensibilität als große Last empfunden, liegt das nicht an der Hochsensibilität an sich, sondern gibt einen Hinweis auf eine fehlende Fähigkeit der Selbstregulation und/oder eine Störung des Bindungs- oder Stresssystems. Ursache hierfür könnte zum Beispiel ein Entwicklungstrauma sein.

Genaues hinschauen erspart viel Leid!

Hier ist es wichtig, genau zu schauen, in welchem Bereich die Schwierigkeiten auftreten, um ein positives Erleben mit der Hochsensibilität zu ermöglichen oder auch eine Hochsensibilität auszuschließen, damit die Menschen die für sie passende Unterstützung bekommen können.

Für viele Menschen ist die Kenntnis über ihre Hochsensibilität eine unheimliche Erleichterung, weil sie sich dadurch besser verstehen und annehmen können. Eine Fehleinschätzung bei durchschnittlich sensiblen Menschen kann sich das aber ins Gegenteil umkehren, da sie daran verzweifeln, dass es für sie keine positive Verbesserung gibt. Sie benötigen einfach eine ganz andere Herangehensweise, damit ihr Leben leichter werden kann.

Stand der Wissenschaft und Forschung zur Hochsensibilität

Das Modell der Hochsensibilität ist „erst“ ende der 90er entwickelt worden. Das ist für den Bereich der Forschung eine sehr kurze Zeitspanne.  Die Forschungen zur Hochsensibilität steckt sozusagen noch in den Kinderschuhen. Sie ist zudem noch erschwert, weil die Auswirkungen der Hochsensibilität so verschiedene Bereiche erfasst, die alle wissenschaftlich belegt oder widerlegt werden müssen, um das Phänomen der Hochsensibilität in Gänze zu bestätigen oder zu widerlegen.

Von daher bezieht sich die Forschung in der Regel immer nur auf Teilaspekte der Hochsensibilität. Davon gibt es inzwischen allerdings schon einige.

Eine abschließende Gesamtbewertung liegt also noch offen und das wahrscheinlich noch für viele, viele weitere Jahre.

Diese Problematik findet man auch bei anderen psychologischen Konzepten, die sehr wirkungsvoll in der Psychologie und Pädagogik genutzt werden, auch wenn sie nicht wissenschaftlich voll belegt sind.

Ist das Modell der Hochsensibiltät sinnvoll?

Ja, absolut.

Ich erlebe es tagtäglich in meiner Arbeit, was es für ein großes Geschenk für die Menschen ist, wenn sie erkennen, dass ihr Erleben einen Namen trägt. Dass das anders-Sein einen tieferen Sinn hat und so viele Dinge einen neuen, sinnvollen Zusammenhang bekommen.

Ein weiterer Punkt ist, dass sie erkennen, dass sie nicht allein sind. Immerhin sind laut Aron 15 – 20 Prozent der Menschen hochsensibel, und sie können es kaum fassen, wenn andere Teilnehmer ihr Erleben schildern und es klingt, als würde jemand über sie selbst erzählen.

Nach meinen Beobachtungen ist die grundlegende Persönlichkeitsstruktur bei allen Hochsensiblen verblüffend ähnlich. Für viele wird aus dem Gefühl der Andersartigkeit auf einmal ein „Wir“ und im Zusammenhang betrachtet, stehen einzelne Merkmale auf einmal in einem anderen, positiven Licht da. Ich mache nach meinen Seminaren immer eine Feedbackrunde. Schon häufiger habe ich es erlebt, dass Teilnehmer so berührt waren, dass sie gar nichts sagen konnten. Sie sind dann ganz überwältigt von ihrem neuen Selbstverständnis. Bis heute hat mir jeder von denen im Nachhinein eine Mail geschrieben, um sich zu erklären. Auch ein typisches Merkmal von Hochsensiblen. Ihnen ist wichtig, dass ihr Verhalten nicht falsch interpretiert wird, eventuell als Abwertung gedeutet werden kann und sie dadurch vielleicht jemanden ungewollt verletzen.

Teilnehmer, die ich im Nachhinein treffe, sprechen mich an und sind so dankbar. Sie berichten, dass sich durch meinen dreistündigen Vortrag ihr ganzes Leben und Erleben total ins Positive gedreht hat.

Das ist nicht mein Verdienst, sondern der Pionierleistung von Elain Aron zu verdanken. Ihr Modell bereichert und unterstützt so viele Menschen sich selbst besser zu verstehen und annehmen zu können. Es bringt so viel Gutes in die Welt, da ist es mir persönlich eigentlich relativ egal, ob die Hochsensibilität abschließend als existent von der Forschung bestätigt wird.

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