So wird dein hochsensibles Kind selbstbewusst

Was tun, wenn hochsensible Kinder sich alles gefallen lassen?

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Einige meiner Kunden sind in Sorge, weil sich ihr hochsensibles Kind nicht wehrt. Sie sind beunruhigt, wenn es sich sein Spielzeug wegnehmen und von anderen Kindern immer wieder zurückdrängen lässt. Besonders bei hochsensiblen Jungen wird solch ein Verhalten sehr kritisch beäugt. Wie lernt ein hochsensibles Kind, selbstbewusst für sich einzustehen?

In diesem Beitrag erfährst du, wie du dein hochsensibles Kind konkret unterstützen kannst, damit es seine Interessen selbstsicher vertritt.

Der hochsensible, 4-jährige Tim in einer herausfordernden Umgebung

Der vierjährige Tim ist auf einen Geburtstag eingeladen. Seine Mutter begleitet ihn. Zu Beginn sitzt er fast 20 Minuten bei der Mutter und beobachtet die anderen Kinder. Alle anderen Kinder spielen schon begeistert mit einer Wasserpumpe, matschen im Sand, bauen kleine Staudämme und backen leckere Sandkuchen.

Tims Mutter versucht, ihr hochsensibles Kind zu motivieren

Die Mutter versucht immer wieder, Tim zu motivieren doch mitzuspielen. „Mach doch mal mit Tim, das macht bestimmt Spaß. Geh doch mal zur Wasserpumpe, dann kannst du mitspielen. Willst du nicht auch so tolle Kuchen backen?“

Tim sammelt seinen ganzen Mut zusammen

Nach seiner Beobachtungsphase nimmt Tim seinen Mut zusammen, geht zur Wasserpumpe und wartet, bis Jonas aufhört zu pumpen. Jonas hört auf und Tim will gerade anfangen, da schnappt Lena sich den Hebel und pumpt munter drauf los. Tim steht daneben und wartet weiter. Lena ist sehr begeistert von der Pumpe und lässt sich von Tim gar nicht irritieren. Tim wendet sich nun dem Staudamm zu. Er versucht, das Wasser mit Steinen zu blockieren. Da kommt Dennis, nimmt Tim die Steine weg und zeigt ihm, wie man das „richtig“ macht.

Tim sucht Trost bei der Mutter

Tim geht wieder zur Mutter. Diese hatte gerade eine Unterhaltung angefangen. „Nun spiel doch mal mit, sonst brauchen wir gar nicht erst auf einen Geburtstag zu gehen.“ Tim hat Tränen in den Augen und rechtfertigt sich. „Aber der Junge hat mir die Steine weggenommen.“ „Dann lass dir doch nicht immer alles gefallen. Du musst dich auch mal wehren.“

Kennst du diese Situationen

Was denkst du, wie fühlt sich Tim in dieser Situation?

Unterstützt, selbstwirksam und stark? Wohl kaum!

Vielleicht hast du eine Idee davon oder du kennst es von dir, wie es sich anfühlt, wenn du mitspielen willst und dich nicht traust. Wenn du dasitzt, vielleicht noch denkst, was die anderen denken, wenn du nur so da sitzt.  Und dann sagt dir jemand ständig: „Du musst doch nur, du könntest doch mal, ist doch nicht so schlimm, das geht doch ganz einfach“. Aber für dich ist das überhaupt nicht einfach. Dann nimmst du allen Mut zusammen und probierst es, und es klappt nicht. Und dann gehst du in deiner ganzen Schmach zu jemandem, dem du dich anvertraust, und der motzt dich auch noch an, so nach dem Motto: „selbst Schuld.“

Ratschläge sind selten hilfreich

Motivationsätze wie: „Du musst dich auch mal wehren“, werden immer wieder gern genommen, sogar unter Erwachsenen. Claudia erzählt von ihrem Chef, der immer wieder stichelt, und ihr Mann sagt: „Du musst dich auch mal wehren.“ Ach was, das ist natürlich eine wichtige Information, die neue Welten auftut. Ein völlig neuer Aspekt! Wird Claudia jetzt voll motiviert losziehen und ihrem Chef Paroli bieten?

Unwahrscheinlich. Wenn das für sie so einfach wäre, hätte sie es mit Sicherheit bereits gemacht. Kennst du solche „du musst doch nur“ oder „ist doch ganz einfach“ Ratschläge? Wie häufig bist du danach gestärkt losgegangen und hast den Ratschlag in die Tat umgesetzt?

Ratschläge verstärken häufig ein negatives Selbstbild

Vielleicht hast du selbst auch schon so einen Ratschlag gegeben. Wie hoch war da die Erfolgsquote? Ist die Person losgezogen und hat sich nach deinem Rat verhalten? Wie oft bist du losgezogen und hast einen solchen Ratschlag in die Tat umgesetzt? Manche Laeute sind dann auch noch beleidigt, du müsstest doch nur auf sie hören und dir wird unterstellt, dass du ja gar nichts verändern willst.

Diese Art von Ratschlägen haben in Therapie und Coaching nichts zu suchen

Ich höre immer wieder, dass auch Kollegen aus meiner Zunft mit solchen Ratschlägen arbeiten. Im schlimmsten Fall wird man denn noch als Therapieverweigerer betitelt oder es wird einem unterstellt, dass man ja nichts ändern will. In meinen Augen ein grober Kunstfehler.

Wenn wir Verhalten EINFACH ändern könnten, würden wir es tun

Wenn es für uns so einfach wäre, hätten wir das Problem gar nicht. Und wenn das bei uns Erwachsenen so ist, wie schwer muss das dann erst einem Kind fallen.

In den meisten Fällen ist der Schwerpunkt hier eher bei den Schlägen. So ein Rat schlägt einem mitten ins Gesicht. Er bohrt in der offenen Wunde herum, anstatt uns zu unterstützen.

Kommen wir zurück zum hochsensiblen Tim

Wie geht es ihm nach seinem Misserfolg? Wahrscheinlich ist er traurig, fühlt sich ohnmächtig, vielleicht macht er sich sogar schon selbst Vorwürfe und fühlt sich abgelehnt. Er weiß ganz genau, woran es ihm fehlt. Sein Selbstbild ist ganz schön in Mitleidenschaft gezogen.

Er sucht Trost bei der Mutter und was passiert? Sie bestätigt ihn in seinem negativen Selbstbild. Nicht nur seinen eigenen Erwartungen, auch den Erwartungen seiner Mutter kann er nicht genügen. Die Mutter verstärkt in diesem Moment Tims Unsicherheit. Eigentlich wollte sie ja das Gegenteil bewirken.

Wie kannst du dein hochsensibles Kind stattdessen hilfreich unterstützen?

In der Akutsituation, wenn das hochsensible Kind nach der Niederlage traurig ist, hilft es ihm, wenn wir seine Gefühle spiegeln.

Zeige Verständnis und Mitgefühl

Ich sehe, du bist ganz traurig, weil es nicht geklappt hat. Das HSK, das steht für hochsensible Kinder, bekommt so Worte für sein Erleben. Das unterstützt nicht nur die Sprachentwicklung, es bekommt auch noch Verständnis und fühlt sich unterstützt. Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Schaffe sichere Erlebnisräume für dein hochsensibles Kind

Wenn dein hochsensibles Kind sich in solchen Spielsituationen noch nicht sicher fühlt, nutze den Heimvorteil. Lade andere Kinder ein. Die meisten HSK sind zu Hause wesentlich mutiger. So hat es die Möglichkeit, sich in solch einer Situation erfolgreich zu erleben und kann damit ein hilfreiches Selbstbild entwickeln.

Unterstütze dein Kind aktiv

Unterstütze dein Kind in der konkreten Situation, indem du den Spielverlauf einige Zeit lenkst. „Hey, ihr fleißigen Handwerker, jetzt ist Jonas an der Pumpe, danach kommt Lena, dann Tim und dann Martin.  So kommt jeder mal dran.“ Die Kinder wissen dann, wie es läuft und wechseln sich entsprechend ab. Wahrscheinlich brauchen sie dafür am Anfang noch etwas mehr Unterstützung von dir. „So, jetzt war Jonas an der Reihe und jetzt kommt Lena.“

Achte auf die Intimsphäre deines Kindes

Der Vorteil ist, dass Tims Unsicherheit nicht thematisiert, sondern der Fokus auf das gewünschte Resultat gelenkt wird. Das würde nämlich sein negatives Gefühl noch verstärken. Vielleicht kennst du das: Du wirst rot und jemand spricht dich darauf an. Macht es die Situation für dich leichter? Wohl kaum. Das gleiche Prinzip wirkt hier. Spiegele dein hochsensibles Kind, unter euch aber thematisiere sein Verhalten oder Gefühl, möglichst jedoch nicht vor anderen.

Positive Erfahrungen stärken das hochsensible Kind

Das hochsensible Kind braucht ein paar positive Erfahrungen in einer für es schwierigen Situation, damit es sicherer werden kann. Mäkeln und Motzen bewirken das Gegenteil.

Zeige deinem HSK Beispiele, wie es eine Situation meistern kann. Kinder Lernen durch Nachahmung. Wichtig ist, dabei zu beachten, dass dein Beispiel auch von deinem Kind umgesetzt werden kann, sonst lernt das Kind: Mama kann das aber ich nicht!“.

Und denke dran – ziehe dich raus, sobald es etwas selbstständig kann.

Jeder braucht Verständnis. Auch du!

Da gerade hochsensible Eltern in ihrem Streben nach Perfektionismus alles immer richtig machen möchten, auch hier wieder – trotz allem Fachwissen erlebe ich mich auch immer wieder in Situationen, in denen ich gegen besseres Wissen handele. Aber jedes Mal, wenn es gelingt, ist es ein Pluspunkt für das Selbstbild meiner Tochter. Gönne dir Ehrenrunden, wenn es mal nicht so klappt. Auch du bist nur ein Mensch und kein Mensch ist perfekt.

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