Hochsensibilität ist ein Geschenk? Nicht immer. Hier erfährst du die Wahrheit über die Herausforderungen, die HSP wirklich erleben – und wie du damit umgehen kannst.
Der Beitrag „10 Schattenseiten der Hochsensibilität“ – als Podcast oder YouTube-Video.

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Die dunkle Seite der Hochsensibilität - Podcast
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Warum wir über die dunkle Seite der Hochsensibilität sprechen müssen
Hochsensibel zu sein hat definitiv seine Schattenseiten. Wenn wir uns nur alles schönreden, werden wir unserer Realität nicht gerecht. Gerade wenn wir noch nicht gelernt haben, mit unserer Hochsensibilität umzugehen, kann sie richtig belasten.
Ein „Du musst das nur positiv sehen“ oder „Hochsensibilität ist ein großes Geschenk“ ist für viele Menschen eher ein Schlag ins Gesicht. Wieder werden wir nicht gesehen und unsere Wahrnehmung wird nicht ernst genommen.
Die Wahrheit ist: HSP haben eine wunderbare Gabe, aber Hochsensibilität kann verdammt anstrengend sein – und das dürfen wir auch mal sagen.
Die 10 Schattenseiten der Hochsensibilität - Was ist die dunkle Seite von HSP?
1. Hochsensible Menschen sind gnadenlose Selbstkritiker
Kennst du das? Du gehst abends ins Bett und dein Kopf rattert: „Warum habe ich das gesagt? Wie konnte ich nur so dumm sein? Die anderen denken bestimmt…“
Die Wahrheit: Hochsensible Menschen sind oft ihre eigenen schlimmsten Feinde. Durch unser ständiges Grübeln und die intensive Verarbeitung von allem bilden wir uns pausenlos Meinungen – über andere, über uns selbst, über jede noch so kleine Situation.
Typische Gedanken:
- „Ich kann nicht abschalten“
- „Ich denke zu viel“
- „Ich kritisiere mich ständig selbst“
- „Warum setzen mir Sinnesreize so zu?“
- „Warum bin ich immer so hochempfindlich?“
Das ist kein Zeichen von Intelligenz. Das ist einfach nur total erschöpfend.
2. Emotionale Achterbahnfahrt ohne Ausstiegsmöglichkeit
Stell dir vor: Du siehst einen Schmetterling und fühlst pure Magie. Fünf Minuten später siehst du eine Nachricht und bist am Boden zerstört.
Willkommen im HSP-Leben. Während andere emotional konstant durch den Tag gehen, fahren viele Hochsensible Achterbahn – hoch, runter, hoch, runter, ohne Pause.
Diese emotionale Intensität ist nicht romantisch. Sie ist oft ein Fluch.
3. Wir sind Stimmungsstaubsauger
HSP saugen Emotionen anderer auf wie ein Staubsauger:
- Dein Chef ist schlecht drauf? Zack, ist dein Tag gelaufen
- Deine Freundin hat Liebeskummer? Du fühlst mit, als wäre es dein eigener
- Jemand ist gestresst im Raum? Du spürst es körperlich
Das ist kein Zeichen von Empathie – das ist emotionale Erschöpfung.
4. Überforderung ist der Standard – Reize, Reize, Reize.
Für HSP ist Überforderung nicht die Ausnahme, sie ist der Alltag:
- Laute Musik → Überforderung
- Unordnung → Überforderung
- Drei Termine am Tag → Überforderung
- Ein unerwarteter Anruf → Überforderung
Die Folgen der Überstimulation: Konzentrationsverlust, plötzliche Wutausbrüche oder Kopfschmerzen. Dein Körper geht in den Alarmmodus wegen einem unaufgeräumten Zimmer. Viele hochsensible Menschen reagieren auf Reizüberflutung sehr ausgeprägt,

5. Grenzen setzen? Welche Grenzen?
Die traurige Wahrheit: Viele Hochsensible Personen können keine Grenzen setzen, weil sie es nie gelernt haben.
Typische Situationen:
- „Kannst du schnell…?“ → „Ja, klar!“
- „Hilfst du mir mal?“ → „Natürlich!“
- „Hättest du Zeit für…?“ → „Doch, immer!“
Warum? Weil wir so hypersensibel für die Gefühle anderer sind, dass wir ihre Enttäuschung körperlich spüren würden. Also machen wir lieber mit – auch wenn es uns schadet, weil wir oft die Reaktionen anderer hochsensibler Menschen spüren.
6. Unsicherheit als ständiger Begleiter
Der Klassiker: „Bin ich zu sensibel?“
Wie oft hast du das schon gehört? Von Eltern, Lehrern, Partnern, Freunden: „Stell dich nicht so an, du bist zu empfindlich, das ist doch nicht so schlimm.“
Nach Jahren dieser Botschaften glauben wir es selbst. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf unser Selbstwertgefühl. Wir schämen uns für unsere Sensibilität und entschuldigen uns dafür, dass wir anders sind.
7. Hochsensibel Entscheidungen treffen – ein Albtraum
Wenn Hochsensible noch nicht gelernt haben, mit ihrem besonderen Nervensystem umzugehen und die eigenen Bedürfnisse zu spüren, stehen sie unter Dauerstress. Dann können wir oft keine Entscheidungen treffen:
- Welche Marmelade im Supermarkt? → 10 Minuten grübeln
- Welches Restaurant? → Eine Stunde Diskussion
- Heiraten oder nicht? → Jahre der Unsicherheit
Warum? Weil wir jede Entscheidung bis ins kleinste Detail durchdenken – alle möglichen Konsequenzen, alle Gefühle, die wir verletzen könnten, alle Risiken.
8. Perfektionismus bis zum Zusammenbruch

Die Wahrheit über hochsensiblen Perfektionismus: Er ist nicht charmant, er ist selbstzerstörerisch.
Alles muss perfekt sein:
- Der Garten
- Die Wohnung
- Das Aussehen
- Die Arbeit
- Die Kinder
Null Fehlertoleranz – natürlich nur für uns selbst. Bei anderen sind wir super tolerant.
Wenn dann doch mal was schiefgeht, brechen wir zusammen: Schuldgefühle, Scham, Selbstvorwürfe.
9. Körperliche Warnsignale werden ignoriert
Das Gefährlichste: HSP ignorieren ihre körperlichen Grenzen.
Typische Reaktionen:
- Kopfschmerzen → „Wird schon“
- Rückenschmerzen → „Muss ich durch“
- Schlaflosigkeit → „Normal bei mir“
- Erschöpfung → „Ach, stell dich nicht so an“
Das Ergebnis: Burnout, Depressionen, Angststörungen, chronische Erschöpfung oder eine psychische Störung.
10. Ziele entwickeln? Welche Ziele?
Viele HSP können keine Ziele entwickeln – nicht weil sie unambitioniert sind, sondern weil zwei Dinge zusammenkommen:
- Eine innere Stimme, die sagt: „Du schaffst das sowieso nicht“
- Wir haben keine Ahnung, was wir wirklich wollen, weil wir so sehr auf andere fokussiert sind
Das Ergebnis: Wie in einem Taxi zu sitzen und zu sagen „Fahren Sie mich nach Hause“, ohne zu sagen, wo du wohnst.

Der Wendepunkt: Vom Schatten ins Licht
Jetzt fragst du dich vielleicht: „Toll, und was soll ich jetzt mit diesen Informationen machen?“
Hier ist die Sache: Erst wenn wir die Schattenseiten anerkennen, können wir damit arbeiten.
Die glücklichsten Hochsensiblen haben eines gemeinsam: Sie haben aufgehört, sich für die eigene Hochsensibilität zu entschuldigen. Sie haben gelernt, dass Hochsensibilität weder Fluch noch Segen ist. Sie ist einfach da – ein Merkmal wie braune Augen oder große Füße.
Für die amerikanische Psychologin und Pionierin Elaine Aron, ist Hochsensibilität eine Charakterausprägung, die angeboren ist.
Was du jetzt mitnehmen kannst
✓ Deine Selbstkritik ist nicht dein Freund
Behandle dich so, wie du deinen besten Freund behandeln würdest.
✓ Emotionale Grenzen sind überlebenswichtig
Du musst nicht jeden Schmerz der Welt mittragen.
✓ Erkenne Überforderung, bevor du zusammenbrichst
Dein Körper sendet Signale – hör auf sie.
✓ „Nein“ sagen ist Selbstschutz, nicht Egoismus
Es ist wichtig, den Körper zu spüren, damit du Entscheidungen treffen kannst.
✓ Deine Sensibilität ist nicht falsch
Die Reaktionen anderer darauf manchmal schon.
Du bist nicht allein
Wenn du dich in diesem Artikel wiedererkannt hast, weißt du: Du bist nicht allein. Du bist auch nicht kaputt. Du bist einfach hochsensibel – und das ist okay.
Die Hochsensibilität ist keine Krankheit, sie ist eine Charakterausprägung. Aber sie ist auch kein dauerhafter Wellnesszustand. Sie ist ein Teil von dir – mit Licht und Schatten. Beide Seiten verdienen es, gesehen zu werden.
Bereit für den nächsten Schritt?
Hast du genug von diesem Kreislauf? Möchtest du endlich lernen, wie du mit Selbstkritik, Überforderung, fehlenden Grenzen und all den anderen Herausforderungen umgehst?
Dann ist es Zeit für eine professionelle Unterstützung. In meinem Stressmanagement-Kurs für Hochsensible bearbeiten wir genau diese zehn Punkte – und noch einiges mehr.
Das lernst du:
- Wie du deine Selbstkritik in den Griff bekommst
- Effektive Strategien gegen Überforderung
- Grenzen setzen ohne schlechtes Gewissen
- Entscheidungen treffen ohne stundenlange Grübeleien
- Deinen Körper wieder wahrnehmen und respektieren